„Enable women“ - Geht’s noch?!

Vor einigen Zeit erhielt ich einen Newsletter. Im Betreff: „How to enable women in the future of work“.
Geht’s noch?! Enable women!? Glauben die wirklich, dass Frauen noch zu irgendetwas befähigt werden müssen? Und was ist mit den Männern?

Frauen brauchen nicht für die Zukunft der Arbeit befähigt/ermächtigt zu werden. Frauen sind sehr gut in der Lage, die Arbeit der Zukunft zu bewältigen. In vielerlei Hinsicht sogar besser als, um in der Verallgemeinerung zu bleiben, Männer.

Dass unsere Arbeitswelt einem massiven Wandel unterliegt, ist nicht zu übersehen. Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2020 der Anteil an Wissens- und Servicearbeit auf 85 Prozent steigen wird. Die Unternehmen reagieren darauf, indem sie sich so aufstellen, dass sie ihre Wertschöpfungsprozesse je nach Auftrag und Kundenorientierung immer wieder neu formieren können. Damit das funktioniert, sind Dezentralisierung, flache Hierarchien, Team- und Projektarbeit, partizipativer Führungsstil und das „Empowerment“ der Mitarbeitenden notwendig.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Generationen Y und Z wollen nicht mehr diktiert bekommen, was sie im Job zu tun und was sie zu lassen haben. Diese neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen mitentscheiden, ihren Job kreativ mitgestalten und sie wollen Anerkennung für das, was sie machen. Die zweite Women Matter Studie von McKinsey aus dem Jahr 2008 hat deutlich gezeigt hat, dass Frauen genau diesen partizipativen Führungsstil pflegen. Ihr Führungsstil erlaubt es den Mitarbeitenden, sich selbst zu entfalten und selbstverantwortlich zu arbeiten. Frauen inspirieren ihre Mitarbeitenden und lassen sie an Entscheidungen teilhaben.

Dezentralisierung, flache Hierarchien, Team- und Projektarbeit führen dazu, dass Unternehmen nicht mehr auf jene Tugenden verzichten können, die noch immer als typisch weiblich gelten: ausgeprägtes Organisationstalent, hohes Maß an Selbstreflektiertheit, Selbstorganisation, Kreativität sowie Flexibilität im Umgang mit Ungeplantem. Darüber hinaus gelten Frauen als sozialer und kommunikativer, aber auch als teamorientierter und durchaus auch als belastbarer.

Es sind aber nicht nur diese als soft facts bezeichneten Fähigkeiten, die für Frauen sprechen. Bereits 2004 fand eine Catalyst Studie heraus, dass Unternehmen mit Frauen im Vorstand eine höhere Aktien- und Eigenkapitalrendite erzielen. Das Peterson Institutes for International Economics in Washington hat dies bestätigt, als es kürzlich herausfand, dass Unternehmen mit mehr als 30 Prozent Managerinnen einen um 15 Prozent höheren Nettoumsatz haben.

Die Kreativität der Frauen und sei es auch nur ihre andere Sicht auf die Dinge ist essentiell für Innovationen. Studien zeigen, dass Unternehmen mit gemischten Teams eine höhere Innovationskraft haben. Kein Unternehmen kann auf Innovationen verzichten. Es sind die Innovationen, die die Unternehmen am Leben halten.

Darüber hinaus zieht eine moderne, inklusive Führungs- und Unternehmenskultur die besten Talente an – Männer wie Frauen. Damit sinken die Recruitingkosten.

All dies bedeutet jetzt aber nicht, dass Frauen per se die besseren Menschen oder Arbeitnehmenden sind. Eigentlich geht es auch nicht um Frauen, sondern vielmehr um weibliche Eigenschaften – Eigenschaften, die sowohl Frauen als auch Männern haben.

Es geht darum, dass wir aufhören müssen, die Frauen als defizitär zu betrachten. Als Menschen zu sehen, die zu irgendetwas befähigt/ermächtigt werden müssen. Nicht die Frauen müssen befähigt werden, sondern das System muss dazu befähigt werden, Frauen als das zu nehmen, was sie sind: Frauen!